Der Artikel der Fachstelle stellt den Brahmshof in einen historischen Kontext und beleuchtet die Wohnsituation von Menschen mit Behinderungen im 20. Jahrhundert in der Schweiz. Er beschreibt den Wandel im Umgang mit Inklusion und zeigt, wie sich mit dem Brahmshof ein Paradigmenwechsel in der Wohnbaupraxis manifestierte. Bei allen Planungsschritten war es von Anfang an von entscheidender Bedeutung, dass immer Expert*innen für hindernisfreies Wohnen eingebunden waren und die Bauherrschaft grossen Wert darauf legte, das Konzept konsequent umzusetzen. Der Evangelische Frauenbund ging früh auf die Fachstelle zu, um ihre Expertise zu nutzen. Eine interessante Entdeckung in diesem Zusammenhang ist die Auffindung von Unterlagen im Archiv von Alice Kundert-Reithaar, der damaligen Präsidentin der Baukommission Brahmshof. Diese Dokumente geben wertvolle Einblicke in die frühe Zusammenarbeit und die Bedeutung der Fachstelle für das Projekt.
Als frühes Beispiel für inklusives und anpassbares Wohnen ist der Brahmshof nicht nur architektonisch, sondern auch sozialpolitisch von Bedeutung – ein Denkmal, das wichtige Fragen aufwirft: Wessen Vergangenheit wird erinnert? Und wessen bleibt unsichtbar?
Mit diesem Beitrag liefert die Fachstelle erstmals eine fundierte historische Einordnung des Brahmshofs und eröffnet eine neue Perspektive auf Denkmalschutz: als Ausdruck gesellschaftlicher Teilhabe, Alltagsgeschichte und sozialer Innovation.
Das Buch ist ein vielschichtiger, anregender Beitrag zur Diskussion über gesellschaftliche Teilhabe und kulturelles Gedächtnis. Es versammelt Geschichten von gesellschaftlichen Gruppen, die ihren Blick auf Erinnerungsorte widerspiegeln und stellt damit eine Reflexion über die bisherigen Denkmalschutzpraktiken dar. Viele Denkmäler spiegeln nur eine bestimmte Sichtweise der Geschichte wider, die nicht die gesamte gesellschaftliche Vielfalt berücksichtigt.
Das Buch ist im Hier und Jetzt Verlag erschienen.