Die Schweizer Fachstelle
Ziele der Fachstelle
«Hindernisfreie Architektur – Die Schweizer Fachstelle»
- fördert eine konsequent behindertengerechte Bauweise in der Schweiz.
- Als nationales Kompetenzzentrum für hindernisfreie Architektur befasst sich die Fachstelle mit sämtlichen Belangen in diesem Fachbereich. Dazu zählen neben Zielsetzungen für die räumliche Gestaltung auch visuelle und akustische Anliegen.
- Ergänzend zum Engagement auf nationaler Ebene unterstützt die Schweizer Fachstelle ein Netz von kantonalen Beratungsstellen um die Interessenvertretung für das Bauen vor Ort sicherzustellen.
Kernaufgaben der Fachstelle
Die Fachstelle führt eine Dokumentation und pflegt den Erfahrungsaustausch mit zahlreichen Institutionen, die auf nationaler und internationaler Ebene für eine hindernisfreie Architektur von Bedeutung sind.
Die Fachstelle erarbeitet Grundlagen und publiziert Richtlinien, Merkblätter, Planungshilfen, Adresslisten etc.
Die Fachstelle entwickelt Strategien und Massnahmen, um die Kenntnisse, die Akzeptanz und die konkrete Umsetzung in der Baupraxis zu fördern.
Die Fachstelle betreibt ein kontinuierliches Marketing für eine hindernisfreie Architektur mittels vielfältiger Aktionen und engagiert sich – wo nötig – auch auf politischer Ebene.
Als nationales Kompetenz- und Koordinationszentrum für hindernisfreie Architektur sucht und ermutigt die Fachstelle die Kooperation mit sämtlichen, in diesem Bereich tätigen Organisationen und strebt nach einer maximalen Effizienz zugunsten des behindertengerechten Bauens in der Schweiz.
Ergänzend zu ihren gesamtschweizerischen Aktivitäten unterstützt die Fachstelle das Netz der regionalen Beratungsstellen und steht diesen als koordinierende Dachorganisation zur Verfügung.
Geschichte der Fachstelle
1981 – Gründung der Schweizer Fachstelle für behindertengerechtes Bauen
Mangelhafte und falsche Normen für behindertengerechtes Bauen führen im UNO-Jahr der Behinderten zur Gründung der Fachstelle. Die Trägerstiftung wird 1981 im Handelsregister in Zürich eingetragen.
1985 – Erstes Merkblatt, die ergonomisch richtige Rollstuhltoilette
Zusammen mit der ETH entwickelt die Fachstelle erste praxistaugliche, ergonomisch durchdachte Vorgaben, welche sich auf eine breit angelegte Studie zur ergonomisch richtigen Rollstuhltoilette stützen. Dabei geht es nicht um Maximalforderungen, sondern um praktikable Standards, die in der gebauten Architektur breit angewendet und rechtlich umgesetzt werden können.
1992 – Das revolutionäre Konzept « Wohnungsbau hindernisfrei – anpassbar » wird publiziert
Das Konzept des anpassbaren Wohnungsbaus wird erstmals als clevere und flexible Lösung von der Fachstelle propagiert. Mit den beiden Überbauungen «Tiefenbrunnen» und «Selnau» wird das Konzept Mitte der 1990er Jahre gleich zweimal kurz nacheinander in Zürich in die Realität umgesetzt. Die Forderung: Alle Wohnungen sollen so gebaut werden, dass sie bei Bedarf leicht baulich angepasst werden können, aber auch für den Besuch einer Person mit Rollstuhl geeignet sein müssen. Heute sind sie ein selbstverständlicher Teil der SIA-Norm 500.
1995 – Fachstelle führt Sehbehinderte ans Ziel
Der neue Fachbereich für Sehbehinderte und Blinde – bis heute ein Erfolgsmodell – entwickelt ein taktil-visuelles Leitliniensystem. Daraufhin folgen in Abstimmung mit den kantonalen Baugesetzen zahlreiche Grundlagen für bauliche Massnahmen im öffentlichen Raum, beispielsweise Signale für Sehbehinderte oder Elemente zur Abgrenzung sicherer Fussgängerbereiche.
2003 – Richtlinie « Strassen, Wege und Plätze », Standardwerk für den öffentlichen Raum
Noch vor Inkrafttreten des BehiG (2004) wird die Richtlinie «Strassen, Wege und Plätze» als erstes Standardwerk für einen hindernisfreien öffentlichen Raum publiziert. Dabei werden alle Menschen, ob mit Geh-, Seh- oder Hörbehinderungen, berücksichtigt. Doch obwohl nur ein Jahr später im Behindertengleichstellungsgesetz festgelegt wird, dass die autonome Nutzung im öffentlichen Raum gewährleistet sein muss, sind vor allem öffentliche Bauten wie beispielsweise Kinos oder Restaurants nach wie vor voller Hindernisse.
2006 – Uri erhält als letzter Kanton eine Bauberatungsstelle
Nach mehr als 25 Jahren ist die « Entwicklungshilfe » für das Netzwerk kantonaler Fachstellen mit dem Kanton Uri erfolgreich abgeschlossen. Für das hindernisfreie Bauen ist es eine der grossen Herausforderungen, denn jeder Kanton hat ein eigenes Baugesetz. Deshalb fördert die Fachstelle von Anfang an den strategischen Aufbau eines breiten Netzwerks: Während die Grundlagen von ihr erarbeitet werden, bietet das wachsende Netzwerk von regionalen Fachstellen konkrete Bauberatungen an und prüft Baugesuche. Die Arbeitsteilung hat sich bewährt.
seit 2009 – Grundlagenwissen der Fachstelle fliesst in die Regeln der Baukunst ein
Die langjährige Grundlagenarbeit der Fachstelle hat sich gelohnt: Ihr Know-how findet 2009 Eingang in die heute massgebende SIA-Norm 500 «Hindernisfreie Bauten» sowie 2014 in die VSS-Norm 640 075 «Hindernisfreier Verkehrsraum». Es sind Meilensteine, auf die wir stolz sein dürfen. Der grosse Einsatz der Fachstellen-Gründer Joe A. Manser, Matthias Hürlimann und Susanne Kreis hat wesentlich zu diesen Erfolgen beigetragen. Das «wie und was» des hindernisfreien Bauens ist damit zumindest in der Theorie heute geklärt.
2017 – Aus «behindertengerechtes Bauen» wird «Hindernisfreie Architektur»
Das Wirken für ein Design for all manifestiert sich nach 35 Jahren in einem neuen Namen. Wir stehen für eine hindernisfreie Architektur ein, die jedem Menschen zugänglich ist und dem Anspruch genügt in allen Lebensbereichen nachhaltig für alle nutzbar zu sein. Wir sind überzeugt, dass hindernisfrei zu bauen attraktiv ist, Architekt*innen herausfordert und ihnen Spielraum lässt.
2018 – Dreisprachig online: alle Grundlagenarbeiten in einer umfassenden Wissensdatenbank
Unsere Website wird zu einem veritablen Nachschlagewerk und bietet jedem einen kostenlosen Zugriff auf alle Grundlagenarbeiten. Praxistauglich, ergonomisch durchdacht in Form von Merkblättern und Richtlinien. Darüber hinaus vermittelt die Schweizer Fachstelle allen die sich eingehender mit der Materie auseinandersetzen wollen in Weiterbildungskursen das notwendige Rüstzeug.
2021 – Grundlagen in der Pipeline – Elektroladestationen, Schulbauten, Hotels, …
Eine Hoffnung der Gründer hat sich bis heute nicht erfüllt: die Notwendigkeit, Hindernisse zu vermeiden, scheint für viele Bauverantwortliche noch immer eine lästige Pflicht zu sein. Neue Fragestellungen, die sich durch veränderte Bau- und Planungstechniken sowie neue Rahmenbedingungen ergeben, erfordern Antworten, die wir sowohl mit Betroffenen als auch Spezialist*innen aufspüren und diskutieren wollen. Gemeinsam mit ihnen werden wir als nationales Kompetenzzentrum dafür in Zukunft weitere Strategien entwickeln und Prioritäten setzen.